Ein Tag bietet viel Zeit, um Lublin gut kennenzulernen. Jedoch nur unter der Bedingung, dass die Stadtbesichtigung früh beginnt. Die Museen sind gewöhnlich ab 10 Uhr geöffnet, was genau die richtige Zeit wäre, um zum Stadtrundgang aufzubrechen. Die Besichtigung Lublins beginnen wir am Plac Litewski.

 

Litewski Platz

02 plac litewskiÜberlieferungen zufolge hatte der litauische Adel an diesem Ort sein Lager aufgeschlagen, als er zur Sejm-Sitzung angereist war, die mit der Unterzeichnung des Akts der Polnisch-Litauischen Union im Jahre 1569 endete. An dieses Ereignis erinnert hier ein Denkmal in Form eines Obelisks. Hier befinden sich außerdem die Denkmäler des Marschalls Józef Piłsudski, des Unbekannten Soldaten und der Verfassung des 3. Mai. Die Gebäude im nördlichen Teil des Platzes sind ehemalige Palais der Adelsfamilien Czartoryski und Lubomirski sowie der Gouvernementsregierung. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das prachtvolle Gebäude der Hauptpost, das sein heutiges Aussehen einem Umbau im Jahre 1921 verdankt.

Wir bewegen uns in Richtung Altstadt. Der Weg dorthin führt uns durch einen Teil der Krakauer Vorstadt, einer Fußgängerzone.


Krakauer Vorstadt

03 krakowskie przedmiescieAuf dem Abschnitt der Krakauer Vorstadt, zwischen dem Plac Litewski und der Altstadt befindet sich eine geschlossene Bebauung aus der altpolnischen Zeit, die im 19. Jahrhundert in Mietshäuser umgewandelt wurde. Während des Stadtrundgangs lohnt sich ab und zu nach oben zu schauen, um sich die wunderschönen Mietshäuser etwas näher zu betrachten. Nahe der Altstadt befinden sich auf der linken Seite zwei interessante Gebäude. Zum einen die Heilig-Geist-Kirche aus dem 15. Jahrhundert, zum anderen das Neue Rathaus – der heutige Sitz der Stadtregierung, der sich an genau der Stelle befindet, an dem sich einst eine Kirche und ein Kloster der Unbeschuhten Karmeliten befanden.

Wir überqueren die ul. Lubartowska und bleiben einen Moment vor dem Krakauer Tor stehen.


Krakauer Tor

04 brama krakowskaDas Wahrzeichen der Stadt und eines der schönsten Objekte der Architektur Lublins verbindet das Stadtzentrum mit der Altstadt. Seinen Namen verdankt es dem historischen Weg, der einst von Krakau über Lublin nach Vilnius führte. Das Tor wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts zusammen mit den Stadtmauern errichtet. Es diente als Ausschaupunkt für die Feuerwehr und als Aufführungsort für das Turmblasen. Heute ist es Sitz des Museums für Stadtgeschichte.

Gleich hinter dem Krakauer Tor, im ersten Bürgerhaus an der Ecke ul. Bramowa / ul. Jezuicka befindet sich die Lubliner Tourismus- und Kulturinformation. Hier erhalten Sie Stadt- und Landkarten, Reiseführer und Broschüren über die Stadt und die Region und können interessante Souvenirs kaufen. Nach Verlassen der Lubliner Tourismus- und Kulturinformation biegen wir rechts ab.

 

Trinitarischer Turm

05 wieza trynitarskaDer prachtvolle Trinitarische Turm war einst eine unscheinbare Pforte in der Stadtmauer. Erst nach dem Umbau im Jahr 1819 ragte der Turm mit seinen 60 Metern stolz über der Stadt. Im obersten Stockwerk befindet sich eine Aussichtsterrasse, von der aus man einen wunderschönen Ausblick auf Lublin genießen kann. Wenn Sie keine Höhenangst haben, sollten Sie sich das schöne Stadtpanorama nicht entgehen lassen. Auf der Turmspitze ragt ein blecherner Hahn, der einer Legende zufolge die Bewohner der Ziegenstadt vor sich nähernden Gefahren warnte. Angeblich beschützt er die Stadt bis heute.

Wir gehen durch das Tor im Trinitarischen Turm auf den Plac Katedralny. Vorsicht – einer Überlieferung zufolge kräht der Hahn auf der Turmspitze immer dann, wenn eine Frau durch das Tor geht, die ihrem Mann treu ist.

 

Kathedrale

06 archikatedra lubelskaDie Erzkathedrale des hl. Johannes des Täufers und des hl. Johannes des Evangelisten wurde in den Jahren 1586-1604  für den damals in Lublin angekommenen Jesuitenorden erbaut. Entworfen wurde der Bau vom Jesuitenbruder Jan Maria Bernardoni, der sich teilweise an der Il Gesù, dem römischen Sitz des Jesuitenordens, orientierte. Im 18. Jahrhundert verzierte Józef Meyer das Innere der Kathedrale mit wunderschönen Malereien, die Szenen aus der Heiligen Schrift zeigen. Die Jesuitenkirche wurde im Jahre 1805 zur Kathedrale bestimmt, nachdem die Lubliner Diözese gegründet wurde. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Kathedrale wiederaufgebaut und steht in dieser Form bis heute. Wir gehen in das Innere der Kathedrale, um uns die illusionistischen Polychromien und die großartige Inneneinrichtung der Kathedrale näher zu betrachten. Am Ende des rechten Seitenschiffs befindet sich eine Tür, hinter der sich der Eingang zur akustischen Sakristei, zur Schatzkammer und zur Krypta befindet. Diese Orte sind besonders sehenswert.

Erneut gehen wir durch den Trinitarischen Turm. Geben Sie die Hoffnung auf! Sollte der Hahn beim ersten Mal nicht gekräht haben, so wird er dies auch jetzt nicht tun. Entlang der Uliczka Prezydenta Teodora Gruella laufen wir bis zum Marktplatz in der Altstadt.

 

Marktplatz

                                    Der Marktplatz der Altstadt wurde vor fast 700 Jahren angelegt, nachdem Lublin das Stadtrecht (im Jahre 1317) erhalten hatte. Im Jahre 1575 brannte bei einem Stadtbrand ein großer Teil der Holzbebauung ab. An deren Stelle entstanden großartige gemauerte Bürgerhäuser. Die heutigen Namen der einzelnen Häuser stammen von den Familiennamen der einstigen Besitzer, wie etwa Konopnica, Lubomelski, Chociszewski oder Klonowica.

 

Krontribunal

07 rynek starego miastaDas prachtvolle Gebäude im Herzen des Markplatzes der Altstadt erfüllte während seiner Glanzzeit die Funktion des Krongerichtshofs – der höchsten Gerichtsinstanz des Adels. Nach Lublin reiste damals der Adel aus ganz Kleinpolen, um hier strittige Angelegenheiten zu entscheiden. Die Käuflichkeit der Richter sowie ungerechte Urteile führten jedoch zur Auflösung dieser Institution. Zu einem der berühmtesten Beispiele für die Käuflichkeit wurde das sog. Teufelsgericht, das angeblich im Jahr 1637 hier stattgefunden haben soll. Etwa 150 Jahre später baute Domenico Merlini, der Hofarchitekt des Königs Stanislaus August, das Gebäude des ehemaligen Krongerichtshofs um und verlieh ihm sein heutiges Aussehen. In den Kellergewölben dieses Gebäudes beginnt die Lubliner Unterirdische Besucherstrecke.

Auf dem Marktplatz befinden sich zahlreiche Cafés und Restaurants. Ein idealer Ort, um sich auszuruhen und etwas zu essen. Auf der Rückseite des Gerichtshofs befindet sich die ul. Złota. Diese kurze Gasse führt zu einem der großartigsten Kirchen Lublins - der Dominikanerkirche.

 

Dominikanerkirche und Kloster

                                    Der Dominikanerorden kam aller Wahrscheinlichkeit nach bereits im Jahre 1230 nach Lublin. Zu Beginn bestand ihre Kirche aus Holz, später wurde an derselben Stelle die gemauerte Kirche St. Stanislaus, Bischof und Märtyrer, erbaut. Im Inneren der Kirche befinden sich zahlreiche interessante Exponate, unter anderem das Gemälde „Brand in der Stadt Lublin im Jahre 1719“ und ein Reliquienschrein, in dem ein Fragment des Holzes des Heiligen Kreuzes aufbewahrt wird, mit dem viele interessante Geschichten verbunden sind. Einer Legende nach brachte es Andreas, der Bischof von Kiew, im Jahre 1420 nach Lublin. Leider wurde die Reliquie im Jahre 1991 gestohlen und bis heute nicht wiedergefunden. Lassen Sie uns in die Kirche gehen und uns etwas umsehen. Auch dem Kloster statten wir einen Besuch ab. Dort befindet sich eine Dauerausstellung, die der Geschichte der Lubliner Dominikaner gewidmet ist. Die wertvollsten Exponate werden in der Schatzkammer aufbewahrt.

Nachdem wir die Kirche verlassen haben, biegen wir rechts ab, um entlang der ul. Archidiakońska zum Plac po Farze zu gelangen.

 

Po Farze Platz

                                    Der Name des Platzes (wörtliche Übersetzung: Platz nach Pfarrkirche) geht auf die erste, innerhalb von Stadtmauern errichtete Erzengel-Michael-Pfarrkirche zurück. Überlieferungen zufolge wurde die Kirche im 13. Jahrhundert von Leszek dem Schwarzen als Dank für den Sieg über die Jadwinger erbaut. Ein charakteristisches Element der Kirche war der mächtige Aussichtsturm, der aus einer Entfernung von 5 Meilen zu sehen war. Aufgrund des schlechten Gebäudezustands, beschloss man die Kirche im Jahre 1857 abzutragen. Heute können an diesem Ort ein Modell der Kirche sowie die Rekonstruktion der Fundamente besichtigt werden.

Wir laufen weiter in den unteren Teil der Altstadt und gelangen zum nächsten Tor.


Grodzka Tor

10 brama grodzkaEinst bewachte es einen Durchgang in der Stadtmauer. Außerdem verband es die christliche Stadt mit der jüdischen Stadt, weshalb es häufig auch als das „Jüdische Tor“ bezeichnet wurde. Ursprünglich hatte es die Form eines Vierecks mit einem Turmhelm, später erhielt es einen Vorbau (so wie beim Krakauer Tor). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Tor im klassizistischen Stil umgebaut und verlor seine Abwehrfunktion. Daran erinnert das Datum MDCCLXXXV sowie das Monogramm SAR (Stanislaus Augustus Rex – Stanislaus August König), die auf dem Tor von der Altstadtseite angebracht wurden. In den Innenräumen befindet sich der Sitz des Zentrums „Brama Grodzka – Teatr NN“.

Wir gehen durch das Tor und bewegen uns entlang der Brücke Richtung Schloss.


Lubliner Schloss

11 zamek lubelskiDas Schloss sah nicht immer aus wie jetzt. Zu Beginn wurde es aus Holz errichtet. Nach dem Überfall der Tataren im Jahre 1341 ordnete Kasimir der Große eine Umwandlung in einen gemauerten Bau an. Über die Jahrhunderte hinweg wurde das Schloss immer weiter ausgebaut bis es schließlich vor etwa 200 Jahren sein heutiges Aussehen erlangte. Es diente bereits als Sitz der Lokalbehörden, als Königsquartier und als Gefängnis, heute befindet sich hier ein Museum. Mehrmals waren die polnischen Könige Kasimir der Große, Władysław Jagiełło, Sigismund August und Kasimir der Jagiellone Gäste auf dem Schloss. In den Schlossgemächern hat man sich im Jahre 1569 über den Akt der Lubliner Union beraten. Nur die ältesten, bis heute erhalten gebliebenen Bauten – der als Donjon bezeichnete Schlossturm und die Dreifaltigkeitskapelle – waren Zeugen dieser Zeit. Besonders sehenswert sind die russisch-byzantinischen Fresken in der Kapelle. Sie zählen zu den wertvollsten Schätzen Lublins. Wenn Sie hineingehen, werden Sie erfahren warum.

 

Staatliches Museum Majdanek

                               Auch das Staatliche Museum Majdanek ist einen Besuch wert. Dieser Ort ist mit einem außerordentlich tragischen und gleichzeitig wichtigen Kapitel der Geschichte Lublins verbunden. Hinsichtlich der Thematik wird empfohlen, dass das Gelände und die Objekte des ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek nur von Personen besichtigt werden, die das 13. Lebensjahr vollendet haben.

Das nationalsozialistische Konzentrationslager in Lublin war zwischen Oktober 1941 und Juli 1944 in Betrieb. In dieser Zeit sind hier aller Wahrscheinlichkeit nach 80 000 Personen umgekommen. Im November 1944 entstand am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers das Staatliche Museum Majdanek, das der Opfer der deutschen Besatzung in der Lubliner Region während des Zweiten Weltkriegs gedenkt.

 

Empfehlenswert sind auch das Ethnographische Museum, der Botanische Garten und der Stausee Zemborzyce.

 

Dorfmuseum Lubelskie

muzeum wsi lubelskiejBei einem Spaziergang durch das bezaubernde Gelände des Freilichtmuseums hat man den Eindruck, man wäre in der Zeit zurückversetzt. Der Besucher findet hier u.a. originalgetreu nachgebaute Gehöfte, eine Holzkirche und eine orthodoxe Kirche sowie eine Windmühle. Das Freilichtmuseum ist unterteilt in sieben regionale und thematische Sektoren  – Lubliner Hügelland (Wyżyna Lubelska), Roztocze, Powiśle, Podlasien (Podlasie), Lubliner Polesien (Polesie Lubelskie), Nadbuże sowie in den gutshöfischen und den städtischen Sektor. (al. Warszawska 96, 20-824 Lublin)

 

Botanischer Garten

ogrod botanicznyDer malerisch auf einem Lösshügel gelegene Garten bezaubert den Besucher mit seiner außergewöhnlichen Schönheit. Hier wachsen verschiedenartige Pflanzen, die u.a. aus Polen, Amerika, Asien und der Mittelmeerregion stammen. Die Gartensammlungen zählen über 1600 Baum- und Straucharten, über 3300 im Erdboden wachsende Kräuterpflanzen und etwa 1600 Gewächshaus-Pflanzenarten. Auf dem Gelände des Botanischen Gartens befindet sich das Kościuszki-Palais, in dem Tadeusz Kościuszki höchstpersönlich einige Male zu Gast war. (Adresse: ul. Sławinkowska 3, 20-810 Lublin)

 

Stausee Zemborzyce

zalew zemborzyckiDer imposante Wasserspeicher am Fluss Bystrzyca wurde in den Jahren 1970-1974 im Rahmen eines sog. „freiwilligen Arbeitseinsatzes“ erbaut. Heute stellt es für die Lubliner und die Touristen der Stadt einen idealen Ort zur Erholung dar. Zu den zahlreichen Attraktionen zählen Rad- und Nordic-Walking-Wege, ein Seilpark, Wasserski, Verleih von Wassersportausrüstung und Fahrrädern sowie der Schwimmbadkomplex nahe der Ferienanlage „Słoneczny Wrotków“. Der Stausee ist außerdem ein Angler-Paradies. Sollten Sie jedoch keine Lust auf eine aktive Freizeitgestaltung haben, können Sie sich auch einfach nur auf die Wiese legen und die Sie umgebende Natur genießen.

 

Wir danken Ihnen für den gemeinsamen Spaziergang.